…und was Manager dagegen tun müssen
Der Spruch: „Für den Mann mit dem Hammer ist alles ein Nagel“ trifft häufig auch für den Umgang mit Lean Werkzeugen zu. Mit großer Begeisterung wird eine Vielzahl von Lean Werkzeugen trainiert, um damit mehr Effizienz und Ertrag zu erreichen. Aber, in Wahrheit ist dies eine große Verschwendung.
Typische Lean Werkzeuge, die oft ohne viel Nutzen trainiert werden:
- 5S
- SMED
- Kanban
- Just in Time
- Jidoka
- Kaizen Workshops
- Standardized Work
- Visualisierung
- Wertstrom
- A3 Problemlösung
- TPM
etc.
Durch das Training wird ein Reihe von Lean Tools an den Mann gebracht mit dem Versprechen einer Verbesserung. Leider wird es dadurch meist nicht besser, sondern das Problem wird schlimmer. Warum? Weil die Werkzeuge Lösungen auf der Suche nach Problemen sind.
Die Selbsttäuschung bei der Problemlösung
Dazu kommt ein psychologisches Phänomen. Wie wir vom Nobelpreisträger Daniel Kahneman gelernt haben, ersetzen wir häufig ein schwieriges, komplexes Problem, dessen Lösung uns schwer fällt, durch ein uns bekanntes Problem, wo wir eine glatte Lösung besitzen. Das klingt zwar dumm, wird aber wohl von uns allen praktiziert. Wirklich dumm hier ist nur, dass wir diese Selbsttäuschung gar nicht gerne zugeben wollen.
Bei Lean bedeutet das, wir haben in jedem Betrieb eine Vielzahl an schwierigen Problemen, deren nachhaltige Lösung sich lohnen würde. Statt nun vor Ort (Gemba) mit Gründlichkeit das Problem verstehen zu lernen und den harten Weg der schrittweisen Verbesserung zu gehen, setzen wir einfach die Lean Tools ein. Voilá, das Problem scheint gelöst! (Oder doch nicht, wie kurze Zeit später festgestellt wird.)
Beispiel: Also, das schwierige Problem (z.B. Ertragsrückgang) wird durch ein einfaches Problem ersetzt (z.B.: mangelnde Lean Kompetenzen), deren Lösung ein Training ist, das rasch und einfach verordnet werden kann.
Komplexe Probleme erfordern tiefgreifende Lösungen
Also, der Fehler mit dem „Lösungsansatz“ besteht darin, dass wir in unserer Arbeit meist viel zu komplexe Probleme/Herausforderungen haben, als dass sie durch ein einfaches Tool gelöst werden könnten.
Die wirklich Aufgabe besteht darin alle Hindernisse zu eliminieren, die uns davon abhalten, einen Kundenauftrag in einem Zug von der Annahme bis zur Auslieferung des Produkts mit einem Minimum an Zeit, Kosten und Mühe zu produzieren.
Wie Taiichi Ohno sagte: „Alles, was wir tun, ist, auf die Durchlaufzeit zu achten von dem Moment, in dem wir einen Kundenauftrag erhalten bis zu dem Moment, in dem wir das Geld in Empfang nehmen. Wir verkürzen die Durchlaufzeit, indem wir alle Bestandteile eliminieren, die keinen Mehrwert für den Kunden erzeugen.“
Funktion der Lean Werkzeuge
Der Zweck und Nutzen der Lean Werkzeuge besteht nun darin, die Mitarbeiter und Manager dabei zu unterstützen, die Wertschöpfung klar zu identifizieren und somit jede Verschwendung sofort und dringlich aufzuzeigen, damit diese rasch und nachhaltig beseitigt wird.
Das heißt zum Beispiel, nicht die Einführung von Just-in-Time macht die Produktion lean, sondern Just-in-Time hilft uns die Probleme zu sehen, die uns von einer wertschöpfenden Produktion abhalten.
Denn, erst wenn der Arbeiter auf jedes Zulieferstück angewiesen ist, wird es wirklich wichtig, Qualität und Liefertreue nachhaltig zu entwickeln und zu praktizieren. Alles andere sind nur schöne Worte.
Lean kann nicht mit Lean-Tools implementiert werden
Letztendlich kann Lean nicht mit den Lean Tools implementiert werden. Lean Tools können bestenfalls die Menschen dabei unterstützen, ihre Probleme und Herausforderungen rasch und nachhaltig zu lösen und damit Mehrwert zu schaffen.
Manager müssen die Verantwortung übernehmen, die Probleme vorurteilslos zu sehen und auf Basis von gründlicher Faktenanalyse wirksame Gegenmaßnahmen umsetzen. Und ja, Lean Tools können dabei manchmal hilfreich sein!
Zusammenfassung „Wie Lean Tools zu mehr Verschwendung führen…“
Lean-Tools sind nützliche Werkzeuge, aber Lean kann nicht mit Lean Tools implementiert werden. Um ein Unternehmen „lean“ zu gestalten, müssen die Ursachen der Probleme gelöst werden. Lean-Tools helfen dabei, den Finger in die Wunde zu legen und die Verschwendung aufzudecken. Die Manager müssen dann nach einem gründlichen und vorurteilfreien Faktencheck wirksame Gegenmaßnahmen ergreifen.
Für Fragen und Kommentare antworten Sie gleich hier oder schreiben Sie ein eMail an asattlberger@lean-works.com
Website: http://www.operational-excellence.at
Über den Autor:
Mag. Andreas Sattlberger ist Inhaber der procon Unternehmensberatung GmbH in Wien. Er „… liefert Operational Excellence für messbare Ertragssteigerung“ in mittelständischen und internationalen Unternehmen. A. Sattlberger war tätig als Führungskraft bei internationalen Unternehmen mit langjähriger Erfahrung im strategischen und operativen Business Development, in der Umsetzung von nachhaltigen Verbesserungsprojekten und im erfolgreichen Management von Krisensituationen. Seine Stärken: Praktische Erfahrung in der Entwicklung und Umsetzung von internationalen Vertriebs- und Operationsstrategien. Erprobte Kompetenzen in der Durchführung von Lean Management Projekten, Vertriebsoptimierung (CRM), Restrukturierungen und Sanierungen.
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